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Ernährung Eier sind gesünder, als viele denken

Eier? Lieber in Maßen genießen, hieß es lange. Mittlerweile gelten die Warnungen als überholt. Neue Studien weisen sogar darauf hin, dass Eier-Liebhaber seltener am Herzen erkranken.

Eier galten jahrelang als kleine Sünde, die nur in Maßen genossen werden sollte - als Sonntags-Ei eben. Der Cholesteringehalt sei zu hoch, warnten Gesundheitsexperten. Das Herz leidet. Mittlerweile gilt das als überholt.

Als die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) im vergangenen Jahr ihre zehn Regeln für gesunde Ernährung überarbeitete, strich sie den Hinweis, dass Eier nur in Maßen konsumiert werden sollten. Neue Studien deuten sogar in eine ganz andere Richtung hin als die früheren Warnungen: Kann ein Speiseplan voller Eier den Körper vor Krankheiten schützen?

Zu diesem Ergebnis kamen jüngst Forscher um Liming Li von der Universität Peking, die Daten von knapp einer halben Millionen Menschen auswerteten. Die Teilnehmer stellten einen Mix der chinesischen Gesellschaft dar, ungefähr die Hälfte lebte auf dem Land, die andere Hälfte in der Stadt. Sie waren zwischen 30 und 79 Jahre alt. Und sie aßen im Durchschnitt 0,47 Eier pro Tag, manche mehr, manche weniger.

Im Video: Woran erkenne ich ein gutes Ei?

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Knapp neun Jahre lang begleiteten die Forscher die knapp 500.000 Menschen und dokumentierten, wer am Herzen erkrankte und wer aufgrund einer Herzkrankheit starb. Das Ergebnis: Die Teilnehmer mit dem höchsten Eierkonsum (rund fünf Eier pro Woche) hatten ein elf Prozent geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten als die Personen mit dem geringsten Eierkonsum (bis zu zwei pro Woche).

Eier essen für ein gesundes Herz?

Besonders ausgeprägt war der Zusammenhang im Hinblick auf Schlaganfälle, die durch eine Blutung im Gehirn entstehen, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift "Heart" . Mit jedem Ei, das die Teilnehmer pro Woche mehr aßen, sank das Risiko für einen solchen hämorrhagischen Infarkt um acht Prozent.

Zwar ist die Studie allein noch kein Grund, Eier in Deutschland zur Medizin zu erklären. Zum einen lassen sich die Ergebnisse aufgrund kultureller Unterschiede etwa bei der Ernährung nicht komplett auf Europa übertragen. Zum anderen konnten die Forscher wie bei allen Studien dieser Art nicht sicher nachweisen, dass tatsächlich die Eier für die gute Herzgesundheit verantwortlich waren - und nicht etwa ein grundsätzlich gesünderer Lebensstil der Eier-Liebhaber.

Die positiven Ergebnisse aus China knüpfen jedoch an eine weitere Studie aus Japan an. Bei der Untersuchung aus dem Jahr 2003  hatten tägliche Eier-Esser ein 30 Prozent niedrigeres Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben als Menschen, die nur ab und an mal ein Ei verzehrten. Die Forscher hatten rund 40.000 Teilnehmer über einen Zeitraum von 16 Jahren begleitet.

Sollten sich die japanischen und chinesischen Erkenntnisse trotzdem nicht in weiteren Studien erhärten, gilt zumindest eins als wissenschaftlich gesichert: Gesunde können so viele Eier essen, wie sie wollen, schaden tut es nicht. 2013 etwa fassten Forscher die Ergebnisse von 17 Untersuchungen zusammen , die den Zusammenhang vom Eierkonsum mit koronaren Herzerkrankungen und Schlaganfällen ausgewertet hatten. Das eindeutige Fazit: Selbst wer mehr als ein Ei am Tag isst, erkrankt nicht häufiger am Herzen als Eier-Ablehner.

Diabetiker: Ausnahme von Regel - oder doch nicht?

Dieses Ergebnis könnte sogar für Diabetiker gelten, wie eine weitere aktuelle Studie zeigt . Im Gegensatz zu Gesunden wird ihnen bis heute häufig dazu geraten, den Konsum von Cholesterin und damit auch von Eiern einzuschränken. Um diese Warnung zu überprüfen, teilten Forscher um Tania Markovic vom Royal Prince Alfred Hospital in Australien rund 120 Übergewichtige mit einem beginnenden oder ausgeprägten Typ-2-Diabetes in zwei Gruppen ein:

  • Die eine Gruppe sollte an sechs Tagen pro Woche zwei Eier frühstücken, also zwölf Eier pro Woche konsumieren.
  • Die anderen Teilnehmer wurden darum gebeten, ihren Eierkonsum auf höchstens zwei Eier pro Woche zu begrenzen.

Insgesamt dauerte der Versuch ein Jahr lang. Alle drei Monate kontrollierten die Forscher das Blut der Teilnehmer und ermittelten neben dem Cholesterinwert auch die Mengen anderer Stoffe, die auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten hinweisen. Das Ergebnis: Trotz Eierdiät gab es keine Unterschiede zwischen den Gruppen, schreiben die Wissenschaftler im "American Journal of Clinical Nutrition". Die Studie wurde jedoch von der australischen Eier-Lobby, der Australian Egg Corporation, unterstützt, ihr einziges großes Manko.

Und das Cholesterin, macht das dann gar nichts aus?

Nur wer bereits einen erhöhten Cholesterinspiegel hat und es vom Arzt empfohlen bekommt, sollte sich bei seiner Ernährung mit Eiern einschränken. Für Gesunde hingegen ist es quasi unmöglich, den Cholesterinspiegel über das Essen in die Höhe zu treiben. Grund dafür ist unser ausgeklügelter Stoffwechsel, der die Menge des Stoffes in Schach hält.

Cholesterin zählt, trotz des schlechten Rufs, zu den lebensnotwendigen Baustoffen unseres Körpers. Es bildet unter anderem das Grundgerüst für Geschlechtshormone wie Testosteron und Östrogen. Damit der Nachschub stimmt, stellt der Körper den Stoff zu einem Großteil selbst her. Nimmt ein gesunder Mensch zusätzlich noch eine große Menge Cholesterin über die Nahrung zu sich, drosselt der Körper einfach seine eigene Produktion und scheidet Überflüssiges aus.

Statt unter dem Cholesterin zu leiden, kann ein gesunder Körper deshalb von den vielen Nährstoffen profitieren, die unter der Eierschale stecken: Den hochwertigen Proteinen, die lange satt machen. Den B-Vitaminen, die Kindern bei der Entwicklung des Nervensystems helfen. Oder eben auch Stoffen wie Lutein, die Entzündungsreaktionen im Körper drosseln - und so vielleicht das Herz schützen.

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