mRNA-Impfstoffe zur Krebstherapie |
Christina Hohmann-Jeddi |
03.01.2024 09:00 Uhr |
Therapeutische Impfstoffe sollen schon bald die Krebstherapie erweitern und neue Optionen für schwerkranke Menschen eröffnen. / Foto: Getty Images/FatCamera
Wenn Tumoren entstehen, haben es einzelne entartete Körperzellen offensichtlich geschafft, dem Immunsystem zu entgehen. Dieses beseitigt nämlich nicht nur Krankheitserreger, sondern normalerweise auch mutierte, also »fremde« Körperzellen. Bei der Behandlung einer Krebserkrankung wäre es daher sinnvoll, das Immunsystem auf diese getarnten Tumorzellen anzusetzen. Nach diesem Prinzip funktionieren die Immun-Checkpoint-Inhibitoren und CAR-T-Zell-Therapien, die sich in den letzten Jahren etabliert haben und die das Immunsystem dazu bringen, Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen.
Eine weitere Möglichkeit für Krebsimmuntherapien sind therapeutische Krebsimpfstoffe, an denen seit Langem geforscht wird. Diese sollten für den Tumor typische Antigene enthalten, die dann vor allem zytotoxische T-Zellen für die malignen Zellen sensibilisieren. Ein Problem: Es gibt eine große Zahl von tumorspezifischen und -assoziierten Antigenen, die patientenindividuell in verschiedenen Kombinationen vorkommen.
Der klassische Ansatz sind Impfstoffe, die Proteine als Impfantigene enthalten. Eine weitere Möglichkeit ist, Antigen-präsentierende Zellen wie dendritische Zellen ex vivo mit tumorspezifischen Antigenen zu beladen. In den Körper zurückinfundiert präsentieren die Zellen dann die Antigene den Immunzellen, um eine Immunantwort auszulösen.
Einen weiteren Ansatz für Krebsimpfstoffe bietet die mRNA-Technologie, auf die seit der erfolgreichen Entwicklung der Covid-19-Impfstoffe große Aufmerksamkeit gerichtet ist. Zahlreiche klinische Studien mit Kandidaten zu verschiedenen Tumorarten laufen bereits. Ganz vorne dran sind der Hersteller der mRNA-Coronaimpfstoffe, Biontech, aus Mainz und das US-Unternehmen Moderna aus Cambridge.
Noch in dieser Dekade sollen individualisierte Krebsimpfstoffe auf mRNA-Basis verfügbar sein, prophezeite Ugur Sahin, Geschäftsführer und Mitbegründer von Biontech, Ende November in der Zeitung »Bild«: »Wir erwarten, dass unsere ersten mRNA-basierten Krebsimpfstoffe noch vor 2030 zugelassen werden.«