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Paul-Martini-Preis 2022
Am 2. Mai 2022 haben Prof. Dr. med. Stefan Fröhling und Prof. Dr. med. Hanno Glimm vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg und Dresden den Paul-Martini-Preis für die Entdeckung neuer Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit seltenen Krebsarten erhalten. Der Preis wird jährlich von der Paul-Martini-Stiftung für herausragende Leistungen in der klinisch-therapeutischen Arzneimittelforschung verliehen. Er ist mit 50 000 Euro dotiert.
Fröhling und Glimm leiten das Studienprogramm DKFZ/NCT/DKTK MASTER (Moleculary Aided Stratification for Tumor Eradication Research), an dem das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg und Dresden, 8 weitere Klinika im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) sowie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) mitwirken.
Eine Zwischenbilanz des Programms für den Zeitraum von 2012 bis Ende Nov. 2018 zeigte seine Leistungsfähigkeit: Bei einem Drittel der bis dahin einbezogenen 1 310 Patienten konnte auf molekularer Basis eine gezielte Pharmakotherapie ausgewählt werden. Diese führte bei einem Viertel der Behandelten zu einem Therapieansprechen (objective response) und bei weiteren 30 % zu einer Krankheitsstabilisierung.
An 2 Beispielen wird deutlich, wie die Preisträger im Rahmen des DKFZ/NCT/DKTK MASTER-Programms auch Erkenntnisse für das grundsätzliche Verständnis bestimmter Tumorerkrankungen herleiten konnten. So zeigten die Preisträger mit ihrem Team, dass die sporadisch auftretende Form sog. Hybridtumoren, bestehend aus Anteilen eines Neurofibroms und eines Schwannoms mit Mutationen im Gen für die Rezeptorkinase ERBB2 assoziiert sind. Daraus leiteten sie ab, dass zur Behandlung der Kinaseinhibitor Lapatinib in Betracht gezogen werden kann, der bereits gegen Brustkrebs zugelassen ist.
Eine zweite Entdeckung betrifft das Protein BRAF. Lange schon ist bekannt, dass dieses Protein zu unkontrollierter Zellvermehrung beiträgt, wenn es an bestimmten Stellen durch Genmutationen verändert ist. Doch auch ein in dieser Hinsicht unverändertes BRAF kann fehlfunktionieren, so die neue Erkenntnis, wenn es aufgrund einer Mutation anderer Art (Genfusion) an Zellmembranen verankert wird. Das wurde durch die molekulare Analyse des Glioblastomgewebes eines teilnehmenden Patienten deutlich.
Prof. Dr. med. Hanno Glimm (li.) und Prof. Dr. med. Stefan Fröhling