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    2019: Chancen ergreifen, Allianz bilden, Versorgung verbessern

    Statements der Verbände

    Dr. Kai Joachimsen · Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie e. V. (BPI)
    Dr. Kai Joachimsen

    Noch nie waren wir in Europa und Deutschland so vernetzt und informiert wie heute. Unser Wirtschaftsraum ist nach wie vor innovativ, kreativ und verhältnismäßig stabil. Unser Gesundheitssystem ist immer noch besser, gerechter und leistungsfähiger als auf den meisten anderen Kontinenten. Damit das auch so bleibt und wir im Zuge neuer Entwicklungen nicht abgehängt werden, müssen wir mit allen Akteuren an einem Strang ziehen. Wir müssen geeignete Rahmenbedingungen für eine wettbewerbsfähige Industrie schaffen – und damit letztlich auch die Arzneimittelversorgung der Menschen auf sichere Füße stellen. In Deutschland und in Europa. Dafür steht der BPI als verlässlicher Partner zum konstruktiven Austausch zur Verfügung. Wir laden alle Mitstreiter ein, sich an einer Allianz für die Gesundheitsversorgung zu beteiligen. Zu tun gibt es genug.

    EU-Politik

    Manch einer sieht die EU als Bürokratiemonster, als lebensfernes Verwaltungsraumschiff oder Normierungsmaschine. Für mich ist sie bei allen Makeln eine der besten Erfindungen des 20. Jahrhunderts. Sie ermöglicht Frieden, Freiheit und Wohlstand. Aber auch für die europäische Gesundheitsversorgung ist sie von großem Vorteil. Die EU investiert z. B. in europäische Forschungsprojekte wie etwa Horizon, die allen EU-Bürgern zugutekommen. Sie schafft einen lebendigen Raum des Austauschs von Expertise und Erfahrungen und sorgt für gemeinsame Standards. Das wird nirgendwo so deutlich wie bei Arzneimitteln. 50 Jahre europäische Arzneimittel-Gesetzgebung bedeuten qualitativ hochwertige, sichere und wirksame Arzneimittel auf dem europäischen Markt. Die enge Zusammenarbeit der EMA mit den nationalen Behörden, ein zentralisiertes Zulassungsverfahren und ein ausgeprägtes Überwachungssystem sorgen dafür, dass EU-Bürger in jedem Mitgliedsstaat bedenkenlos Medikamente nutzen können. Die EU macht sich auch im Bereich der Innovationen stark, indem sie ungedeckte medizinische Bedarfe fördert, z. B. bei seltenen Erkrankungen oder Kinderarzneimitteln. Nicht zuletzt forciert die EU die digitale Vernetzung der Mitgliedsstaaten. Die EU-Fälschungsrichtlinie und das Fälschungsabwehrsystem securPharm sind hier nur 2 Beispiele, wie Transparenz und Sicherheit für Patienten in Europa geschaffen werden. Umso wichtiger ist es, sich zur Idee Europas als Industrieverband zu bekennen und sich als BPI in Brüssel zu engagieren.

    Digitalisierung

    Jede Gelegenheit scheint gut genug, die Digitalisierung der Gesundheitsbranche zu behindern. Der Datenklau eines Schülers sorgt dafür, dass schon die Idee des BMG, die Patientenakte fürs Smartphone fit zu machen, als „Spahnsinn“ (Bayerischer Facharztverband) abgetan wird. Doch statt die Daten Vivy, Ada Health und Apple – oder der MINT-Klasse eines Gymnasiums – zu überlassen, brauchen wir dringend innovative Lösungen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Wir brauchen eine moderne Dateninfrastruktur für die Vernetzung unterschiedlicher medizinischer und nicht medizinischer Datenquellen. Dazu brauchen wir entsprechende sinnvolle gesetzliche Regelungen des Datenzugangs und Datenschutzes. Dazu gehört auch ein transparenter Zugang zu allen verfügbaren versorgungsforschungsrelevanten Daten für die betroffenen Beteiligten.

    Digitalisierung ist auch Standortsicherung. Ohne eine Strategie für eine digitale Zukunft werden wir unsere ökonomische Zukunftsfähigkeit verlieren. Die Entwicklung neuer digitaler Systeme für die Forschung ist teuer. Das Know-how dafür existiert. Doch es bedarf der Unterstützung und Forschungsförderung in Form von Zuschüssen und Steuervorteilen. Und wir brauchen schnelle und leistungsfähige IT-Strukturen, wenn ab 2020 aufgrund der neuen EU-Verordnung klinische Prüfungen nur noch mittels EU-Portal und EU-Datenbank durchgeführt werden dürfen. Wir brauchen diese neuen Strukturen auch für neue Studienformen und Studiendesigns im Bereich der klinischen Prüfungen sowie Versorgungsstudien bzw. der epidemiologischen und nicht-interventionellen Studien.

    Forschung und Entwicklung

    Neue Arzneimittel fallen nicht einfach vom Himmel. Sie sind das Produkt harter Arbeit. Eine der wesentlichen Voraussetzungen dafür sind exzellente Leistungen auf den Feldern Wissenschaft und Forschung. Leistungen, an denen Chemiker, Biologen, Apotheker, Mediziner, Laboranten, Pharmakanten und viele weitere gut ausgebildete Mitarbeiter der pharmazeutischen Industrie mit viel Engagement, Empathie – und auch viel Schweiß – arbeiten.

    „Kreativität ist zu 99 % Transpiration, zu einem Prozent Inspiration“, wusste schon Thomas Alva Edison. Er wusste aber auch, dass neue Entwicklungen nicht automatisch erfolgreiche Innovationen sein müssen. Sicher, der Amerikaner war quasi eine Erfinder-Maschine: Er hat den Phonograph, das Gleichstromsystem, das Kinetoskop und das Glühbirnengewinde erfunden – ohne Letzteres könnten wir bis heute kaum ein Licht im Wohnzimmer anknipsen. Doch es gab auch Flops. Sein elektronischer Stimmenzähler zur Beschleunigung von Abstimmungen im Parlament etwa kam niemals zum Einsatz. Eine Erfahrung und eine Lehre für sein weiteres Geschäftsleben. Er machte sich fortan erstmal Gedanken darüber, wie und auf welchem Weg sich welche seiner Innovationen erfolgreich am Markt verkaufen lassen.

    Ein Gedanke, den pharmazeutische Unternehmen – und mit ihnen alle an einer Innovation Beteiligten – schmerzlich nachvollziehen können. Mit einem gravierenden Unterschied: An Nachfrage für Arzneimittel-Innovationen mangelt es nicht. Neue Arzneimittel helfen, noch nicht oder nicht optimal therapierbare Krankheiten zu behandeln. Gleichzeitig können die Weiterentwicklungen bewährter Wirkstoffe, die Patientenversorgung enorm verbessern. Wenn z. B. bei der Behandlung von Kindern eine Injektion durch eine orale Darreichungsform ersetzt werden kann, ohne dass die klinische Wirksamkeit sinkt, ist es für den Patientennutzen sekundär, ob diese Tablette einen komplett neuartigen Wirkstoff enthält oder die Galenik des vorher injektionspflichtigen Wirkstoffs optimiert wurde.

    Arzneimittel-Innovationen sind gefragt, denn sie versetzen Menschen in die Lage, mit Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder Schilddrüsenüberfunktion ein weitgehend normales Leben zu führen. Neue Wirkstoffe machen es möglich, schwere Krankheiten besser und nachhaltiger therapieren zu können. Neue Anwendungsformen machen Therapien patientenorientierter.

    Dennoch fassen nicht alle Innovationen automatisch auf dem Markt Fuß, kommen also nicht bei den Patienten an. Der AMNOG-Check des BPI belegt, dass fast ein Drittel der AMNOG-pflichtigen Arzneimittel in Deutschland den Patienten nicht oder nicht mehr zur Verfügung stehen. Nicht-Einführung und Marktaustritte führten im Zeitraum 2011–2015 zusammengenommen zu einem Rückgang der Verfügbarkeit auf insgesamt 69 % der AMNOG-fähigen Medikamente. Innovative Arzneimittel auf Basis bewährter Wirkstoffe werden – unabhängig vom therapeutischen Nutzen – gar nicht erst bewertet, sondern automatisch in das Festbetragssystem eingruppiert. Wenn aber Innovationen nicht ausreichend honoriert werden – wer will dann noch nach ihnen forschen?

    Standortpolitik

    Pharmazeutische Unternehmen investieren in Innovationen – und zwar so viel wie keine andere Branche. Mit durchschnittlich 14 % Forschungs- und Entwicklungskosten am Umsatz liegt die pharmazeutische Industrie vor den Herstellern elektronischer und optischer Erzeugnisse, dem Automobilbau und dem Luft-/Raumfahrzeugbau.

    Pharmazeutische Unternehmen investieren in die Verbesserung der Versorgung von Patienten. Damit das so bleibt, brauchen Unternehmen die wirtschaftliche Grundlage für ein innovationsfreundliches Umfeld. Hier fehlt bei der Forschungsförderung z. B. nach wie vor das Bekenntnis zu mittelständischen Pharmaunternehmen, die bewährte Wirkstoffe weiterentwickeln. Gerade diese Unternehmen bräuchten Förderungen, um das Potenzial bewährter Wirkstoffe für das Gesundheitssystem zu erschließen.

    Nur eine Standortpolitik, die sich nachhaltig und glaubwürdig zu einer Technologieoffenheit bekennt, ist in der Lage, den Innovations- und Produktionsstandort Deutschland – respektive Europa – im Wettbewerb mit etwa den USA oder China zu sichern. Im Gegenzug liefert die pharmazeutische Industrie innovative Arzneimittel, mit denen von 30 000 bekannten Erkrankungen heute immerhin etwa 10 000 behandelt werden können. Darüber hinaus entwickelt sie Wirkstoffe weiter, die neue Anwendungsoptionen eröffnen oder eine therapeutische Verbesserung darstellen.

    Wenn es um Standortpolitik und europäische Interessen auf globalen Märkten geht, spielt die Versorgungssicherheit eine wichtige Rolle. Um sie zu gewährleisten, muss in Deutschland Schluss sein mit dem von der GKV forcierten ruinösen Preiswettbewerb im Rabattvertragsmarkt, der nicht nur den Herstellern finanziell zusetzt und Lieferschwierigkeiten heraufbeschwört, sondern die bestmögliche Versorgung der Patienten gefährdet. Wir kommen nicht weiter, wenn wir nicht endlich begreifen, dass kurzfristige Spareffekte in der GKV letztlich zulasten der Patienten gehen.

    Investitionen in die Gesundheitsversorgung, der Erhalt des Wettbewerbs und ein Ende der rigiden Sparpolitik, die eine Marktverengung befördert und letztlich die Versorgung gefährdet – das müssen wir jetzt in einer gemeinsamen Allianz anpacken. Dann wird 2019 ein gutes Jahr!

    Originaldokument