Buchbesprechungen
Die Haptik eines gebundenen Buches bleibt in unserer Welt des vermeintlich ungehinderten Zugriffs auf alle Art von Informationen ein Solitär, ein Fels in der Brandung. Ein Buch erlöst den Leser von der Selbstgeißelung des „Schnell-Erfassen-Müssens“ und der bangen Frage: „Habe ich etwas verpasst?“.
Der begeisterte Biologe Dr. Michael Rieth, langjährig in verantwortlicher Funktion bei der Fa. Merck (Darmstadt) tätig, breitet dem interessierten Leser sein Lieblingssujet „Endotoxine und Pyrogene“ auf knapp 200 Seiten, anschaulich bebildert und mit vielen Tabellen und Übersichten versehen, aus. Wer sich darauf mit Muße einlässt, der findet viel, fast wie in einer Monografie.
Nach einem geschichtlichen Abriss und der medizinisch-infektiologischen Bedeutung der fiebererzeugenden Stoffe geht es in medias res: immunchemische und -mikrobiologische Grundlagen, Gewinnung der Lysate, Arzneibuch- und Alternativmethoden, Anwendungsbeispiele und jenseits des Mainstreams liegende Applikationen.
Von besonderer Praxisbedeutung erscheint neben Probenzug und -vorbereitung, Methodenvalidierung und der Einrichtung des Praxislabors das Kapitel 12 „Vorgehensweise bei Out-of-Specification-Ergebnissen“ bei Endotoxintests. Hier wird anhand eines Fischgrätdiagramms und einer detaillierten Fehlermöglichkeiten- und Einflussgrößenanalyse (FMEA) gezeigt, wie man etwaige Fehler dieser sensiblen Testverfahren ausschließt bzw. aufspürt und bearbeitet. Das allein rechtfertigt den Preis für das Werk. In diesem Kontext wäre als Ausstattungswunsch für die 2. Auflage eine vergrößerte Darstellung, z. B. im Querformat, dieser wichtigen Grafiken hilfreich.
Weiterhin fallen die folgenden Punkte positiv auf: eine ausführliche Gliederung mit aussagekräftigen Kopfzeilen auf jeder Seite, kapitelbezogene Literaturhinweise, ein Abkürzungs- und Formelverzeichnis sowie ein Stichwortverzeichnis nebst weiterführender Literatur erleichtern die Nutzung des Werkes in der Routine.
FOMO – Fear of missing out? Habe ich etwas verpasst? Nein, wenn dieses Buch die hoffentlich vorhandene Handbibliothek, z. B. in den Laboratorien der pharmazeutischen Qualitätskontrolle, aber auch bei den berufenen Frei-Gebern (Qualified Persons), ergänzt.