Statements der Verbände
Birgit Fischer |
2018 war ein Jahr, in dem ein neuer Gesundheitsminister mit einem ungewohnten Tempo viel Neues angestoßen oder bereits auf den Weg gebracht hat. Kaum ein Bereich und kaum ein Akteur unseres Gesundheitswesens blieben davon unberührt. In einer immer stärker digitalisierten Welt ist der Gesetzgeber gefragt, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die neuen Möglichkeiten fördern, ohne den Schutz der persönlichen Daten der Einzelnen zu vernachlässigen. Zumindest beim Tempo hinkte der Standort Deutschland bisher hinterher. Und so ist es grundsätzlich zu begrüßen, dass die Bundesregierung hier nach Jahren des Stillstands endlich Fahrt aufnehmen will. Eine Reihe von Problemen, vor denen wir in der Gesundheitsversorgung in Deutschland aktuell stehen, können – und dies beweisen andere Länder – zumindest deutlich reduziert werden.
Die forschenden Pharmaunternehmen sind bereit, ihren Teil zu einem besseren Gesundheitsstandort beizutragen, sei es durch die Entwicklung neuer Medikamente, als Partner der Wissenschaft und Gesundheitsakteure sowie als Unterstützer der Patienten im Umgang mit ihrer Erkrankung.
Dies geschieht durch eine aktive Rolle, die Pharmaunternehmen gemeinsam mit der Medizintechnik und IT-Branche übernehmen und neue Gesundheitslösungen entwickeln. Sie brauchen dazu jedoch die politische Begleitung und Unterstützung, um nach einem verbindlichen Zielbild und mit einer gemeinsamen Strategie Lösungen in die Praxis bringen zu können.
Wie Pharmaunternehmen zur Gesundheit beitragen
Auch im Jahr 2018 haben forschende Pharmaunternehmen wieder mit zahlreichen neuen Medikamenten mit neuen Wirkstoffen die therapeutischen Möglichkeiten für Patienten verbessert. Darunter gibt es sowohl neue Therapien gegen Volkskrankheiten als auch völlig neue Wirkprinzipien, z. B. die Car-T-Zelltherapie gegen schwere und lebensbedrohliche Krankheiten wie Krebs. Auch neue Medikamente gegen seltene Krankheiten finden sich wieder in der Jahresbilanz, darunter ein ganz spezielles Medikament für die Behandlung einer Erkrankung, an der weltweit nur 100 Menschen erkrankt sind.
Die Unternehmen forschen also erfolgreich auf vielen Gebieten und ein Blick in die Late-Stage-Pipelines verspricht auch für die nächsten Jahre neue Behandlungsmöglichkeiten – von Antibiotika bis zu Krebstherapien.
Digitalisierung als neues Instrument hilft: Neues entdecken, Kooperationen und Effizienzgewinne für Gesundheit und Versorgung
Die Pharmaforschung wird dank der neuen digitalen Möglichkeiten effizienter und schneller. Immer größere Datenmengen können aufgrund intelligenter Software immer schneller verarbeitet werden und exaktere Ergebnisse produzieren. Smart Data simuliert Krankheitsprozesse und verarbeitet individuellere Abläufe. Daraus gewonnene Erkenntnisse können so schneller und sicherer in neue Produkte überführt werden. Leistungsfähige Diagnostik sorgt dafür, dass die „richtigen“ Medikamente die „richtigen“ Patienten erreichen. Das Zusammenspiel von Diagnostik und Medikamentenentwicklung wird durch der digitalen Möglichkeiten immer exakter und fördert so den medizinischen Fortschritt. Dabei kommt gerade auch den Patienten eine besondere Rolle zu: Sie werden, dank smarter Helfer wie spezielle, auf ihre Krankheit abgestimmte Apps, in die Lage versetzt, besser zu ihrem eigenen Therapieerfolg beizutragen.
Die dabei gewonnen Erkenntnisse können so wiederum in die Entwicklung noch besserer Medikamente einfließen und zu weiteren medizinischen Fortschritten beitragen.
Warum die Zukunft Netzwerken gehört
Unser Gesundheitswesen ist nach wie vor in viele einzelne Sektoren unterteilt, die sich bisher schwer damit tun, gemeinsam an zukunftsfähigen Lösungen zu arbeiten. Dabei entsteht Fehlversorgung, die unnötigerweise die finanziellen Ressourcen des deutschen Gesundheitssystems beansprucht. Darunter leidet aber auch die Geschwindigkeit, mit der möglicher Fortschritt letztendlich in der Versorgung ankommt und wirken kann. Nur wenn sich alle Akteure untereinander vernetzen und ihre gewonnenen Erkenntnisse austauschen und gemeinsam Neues entwickeln, kann es gelingen, dass die vielen neuen Möglichkeiten schnelle Fortschritte für unser Gesundheitssystem – und damit erfolgreiche Ergebnisse für Patienten – bringen.
Die Akteure im deutschen Gesundheitswesen haben das Potenzial dazu, Gesundheitslösungen und den medizinischen Fortschritt in unserem Land voranzubringen. Doch die Erfahrung lehrt auch: Wenn wir uns dazu nicht vernetzen – und zwar schnell – werden andere Akteure das Heft des Handelns in die Hand nehmen: Google, Amazon, Alibaba, Apple und andere sind längst dabei neben ihrer technologischen Weltmarktführerschaft auch im Gesundheitsbereich zu bestimmenden Akteuren zu werden. Doch wenn es gelingt, aus einem starken System heraus die herausragende Expertise der Akteure produktiv zu nutzen, kann die Gesundheitswirtschaft am Standort Deutschland selbst ein exzellenter Player im weltweiten Wettbewerb bleiben.