Freie Arzneimittelpreise in Deutschland – eine Fiktion? Auswirkungen der Methode des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zur Kosten-Nutzen-Bewertung auf die Preisbildung von Arzneimitteln Dr. Olaf Pirk und Dr. Frank-Ulrich Fricke IMS Health GmbH & Co. OHG, Health Economics & Outcomes Research, Nürnberg Seit der Einführung im Jahr 1989 gilt die Bildung von Festbeträgen als Erfolgsmodell zur Kostenkontrolle im deutschen Arzneimittelmarkt. Allerdings ist der Spielraum für die Bildung von Festbetragsgruppen eingeschränkt auf Arzneimittel, die bestimmten Kriterien entsprechen müssen. Für Arzneimittel, die diesen Kriterien nicht entsprechen, ist es seit 2007 möglich, einen Erstattungshöchstpreis – ein Analog zum Festbetrag – festzusetzen. Voraussetzung hierfür ist eine Nutzenbewertung mit nachfolgender Kosten-Nutzen- Bewertung durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Wie diese Bewertung aussehen soll, wird derzeit diskutiert. Nach dem aktuell veröffentlichten Modell zur Methodik der Kosten-Nutzen-Bewertung wird das IQWiG alle Therapiealternativen zum zu bewertenden Arzneimittel betrachten und aus den Kosten- Nutzen-Relationen eine Effizienzgrenze bilden, an der das zu bewertende Arzneimittel gemessen wird. Ein möglicher Erstattungshöchstbetrag soll sich an der Effizienzgrenze orientieren. Mit diesem Vorgehen kommt dem strategischen Preismanagement eine zentrale Bedeutung zu. Schon früh gilt es, anhand von gesundheitsökonomischen Modellen zu entscheiden, wie das weitere Vorgehen in der Produktentwicklung aussehen soll. Ebenso kommt gesundheitsökonomischen Analysen ein höherer Stellenwert bei der Preisbildung in Deutschland zu. Der Nutzen einer Arzneimitteltherapie bestimmt daher zukünftig in stärkerem Maße den Preis als die Erwartungen an die neue Therapiemöglichkeit. Gleichzeitig nehmen die Möglichkeiten der freien Preisbildung ab. Künftig wird ein Pharmahersteller nur dort den von ihm geforderten Preis zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung erzielen, wo es keine Therapiealternativen gibt. |
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pharmind 2008, Nr. 4, Seite 452