In Wort und Bild
Am 20. Nov. 2020 hat Prof. Dr. med. Peter Kühnen vom Institut für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin den Paul-Martini-Preis 2020 für Studien zur Normalisierung des Körpergewichts bei erblich bedingter Adipositas erhalten. Der Preis wird jährlich von der Paul-Martini-Stiftung, Berlin, für herausragende Leistungen in der klinisch-therapeutischen Arzneimittelforschung verliehen. Er ist seit 2020 mit 50 000 Euro dotiert.
Noch immer ist nur teilweilse verstanden, wie Hunger und Körpergewicht reguliert werden. Viele daran beteiligte Botenstoffe und zugehörige Rezeptoren sind jedoch schon bekannt. Mutationen in den entsprechenden Genen können zu einer massiven Adipositas führen.
Kühnen erkannte, dass er einigen Patienten mit bestimmten Mutationen im Proopiomelanocortin(POMC)- und Leptin-Rezeptor(LEPR)-Gen durch Behandlung mit dem MC4R-Agonisten Setmelanotide helfen konnte: Indem dieser im EU-Zulassungsverfahren befindliche Wirkstoff das defiziente endogene POMC-Produkt Melanozyten stimulierende Hormon (MSH) ersetzte, kam es zu einer Normalisierung des Hungergefühls und einer substanziellen Gewichtsreduktion. Schwere Nebenwirkungen traten dabei nicht auf, nur z. T. eine stärkere Pigmentierung von Haut und Haaren.
Das brachte Kühnen auch darauf, die wichtige Rolle eines bisher wenig beachteten zweiten Signalwegs am Melanocortin-4-Rezeptor herauszuarbeiten und weitere Mutationen zu identifizieren, die durch Störung dieses Signalwegs zu Adipositas führen.
Kühnens Forschung, die klinische Studien mit In-vitro-Untersuchungen verknüpft, hilft so, die Gewichtsregulation beim Menschen besser zu verstehen und für einen genetisch definierten Kreis massiv adipöser Patienten neue Behandlungsmöglichkeiten zu eröffnen.
Prof. Dr. med. Peter Kühnen