Über die Legitimität ethischer Guidelines und das Desiderat eines Menschenrechtsparadigmas globaler Arzneimittelversuche
Buchbesprechungen
Die Verfasserin befasst sich mit den normativen Standards klinischer Versuche an Menschen in Entwicklungsländern, insbesondere den Ethik-Guidelines und deren Legitimität. Die Dissertation ist in 3 Teile gegliedert: Arzneimittelversuche und Globalisierung; Arzneimittelversuche und Ethikguidelines; Arzneimittelversuche und Menschenrechte. Dabei schildert die Verfasserin das Konzept des Informed Consent und die unterschiedlichen Auswirkungen – abhängig von dem Standort der klinischen Studie – sollten die Vorgaben nicht beachtet werden. Die rechtliche Auseinandersetzung mit der Legitimität der Ethik-Guidelines beleuchtet dabei gut das Dilemma, in dem sich die Verantwortlichen befinden. Das Ineinandergreifen von völkerrechtlichen Rechtskonstrukten und nationaler, respektive europäischer Rechtsetzung gelingt der Verfasserin besonders gut und erlaubt so einen umfassenden Blick auf die rechtlichen Implikationen. Dabei achtet die Verfasserin durchweg auf eine eingängige Herleitung der juristischen Fragestellungen.
Die grundsätzliche Notwendigkeit von Forschung und Entwicklung in der Medizin und Pharmakologie nach wissenschaftlichen Grundsätzen und Methodiken zieht sich durch das gesamte Werk und determiniert somit auch die Auseinandersetzung mit den aufgeworfenen Fragen. Die Ethik-Guidelines werden dabei als funktional äquivalente Akte der internationalen öffentlichen Gewalt qualifiziert und als solche auch an den Legitimitätsanforderungen gemessen, z. B. Vertretungsgerechtigkeit in den entscheidenden Organen, Fairness der jeweiligen Verfahren etc. Die Zusammensetzung des Weltärztebunds und des Rats für internationale Organisationen der medizinischen Wissenschaften sowie das Verfahren für das Zustandekommen einer Deklaration werden dabei im Einzelnen dargestellt und von Frau Chang bewertet. Die Effektivität der Problemlösung stets im Blick, deckt die Verfasserin Legitimitätsdefizite auf und bietet Lösungsansätze für den richtigen Umgang mit ihnen. Sie betrachtet die Bestimmungen der Arzneimittelforschung im Lichte der Menschenwürde und formuliert absolute Grenzen, jenseits welcher eine Abwägung der Risiken der Einzelnen gegenüber jedem Nutzen zu unterbleiben hat.
Frau Chang ist eine umfangreiche Erörterung der Fragestellungen gelungen, die eine Fülle interessanter ethischer und rechtlicher Fragen behandelt. Als Nachschlagewerk ist das vorliegende Werk mithin ein wirklich gelungener Begleiter. Es sollte deshalb in keiner gut sortierten Bibliothek derer fehlen, die Berührungspunkte mit klinischen Studien im weiteren Sinne haben. Wer eine umfassende, wissenschaftlich fundierte Analyse zu ethischen Grundsätzen von klinischen Versuchen sucht, dem ist die Lektüre dieses Werks zu empfehlen.