Rubrik: Originale
(Treffer aus pharmind, Nr. 07, Seite 701 (2002))
Beyer J
Herstellung von Blutstammzellprodukten unter Reinraumbedingungen der Klasse A mit Hintergrundbedingungen der Klasse B / Teil 2 / Beyer J
Herstelllung von Blutstammzellprodukten unter Reinraumbedingungen
der Klasse A mit Hintergrundbedingungen der Klasse B
Teil 2*)
Markus Ritter a, Reinier Mutters b, Nimrod Schwella a,
Joerg Beyer a, Thomas Wündisch a, Herbert Rüdiger b, Klaus von
Jan c und Andreas Neubauer a
Klinik für Hämatologie, Onkologie und Immunologie,
Zentrum für Innere Medizin, Philipps-Universität a, Marburg,
Institut für medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Philipps-Universität
b, Marburg, und Chiron Behring GmbH & Co .c, Marburg
Die Transplantation peripherer Blutstammzellen
(PBSCs) oder Knochenmarks ist heute eine Standardbehandlung bestimmter
akuter und chronischer Leukämien. Nach einer vorangehenden intensiven
Konditionierungsbehandlung mit Chemo- und/oder Radiotherapie werden die
Stammzellen über eine intravenöse Transfusion übertragen.
Bei der autologen Transplantation werden die patienteneigenen Blutstammzellen
einige Zeit vor der Transplantation gewonnen und über mehrere Wochen
in Flüssigstickstoff kryokonserviert, bevor sie reinfundiert werden.
Bei der allogenen Transplantation erhält der Patient in der Regel
nichtkryokonservierte Zellen eines geeigneten Verwandtenspenders oder
eines HLA-kompatiblen Fremdspenders. Da in Deutschland von seiten der
Gesetzgebung die Gewinnung und Aufarbeitung von Stammzellen als Arzneimittelherstellung
eingestuft wird, müssen die EU-Richtlinien der guten Herstellungspraxis
(GMP) erfüllt werden. Am Klinikum der Philipps-Universität in
Marburg wurde eine Fremdfirma beauftragt, ein Reinraumlabor inklusive
der Klimatechnik und der Reinraumwände zu errichten. Zusätzliche
Installationen wurden ausgeführt, wie der Einbau eines "lamina
air flow"-Feldes mit Reinraumbedingungen der Klasse A bei Hintergrundbedingungen
der Klasse B für Arbeiten mit dem CliniMACS-Zellsortiersystem®
sowie die Einhausung einer Zentrifuge, welche Kontaminationen durch Luftverwirbelung
hätte auslösen können.
Es wurden Umgebungskontrollen in Ruhe und unter Herstellungsbedingungen
mit Partikelmessungen, Lufkeimsammlungen, Sedimentationsplatten, Abklatschplatten
und Handschuhabklatschplatten durchgeführt. Die Produktprüfung
erfolgte durch Sterilitätsprüfung, Zellzahlbestimmung (MNCs),
Zahl der CD34-positiven Zellen, Vitalitätstest und "colony forming
units" (CFUs). Warn- und Aktionslimits wurden aus vorangegangenen
Publikationen übernommen.
Es konnte keine bakterielle Verunreinigung in den Stammzellprodukten nachgewiesen
werden. Die Ergebnisse der Sedimentations- und der Flächenabklatschplatten
sowie der Partikelmessungen lagen deutlich unter den vorgegebenen EU-Grenzwerten.
Jedoch wurden bei der Luftkeimsammlung an einem Punkt die zulässigen
Werte überschritten. Es konnte damit ein für unseren Herstellungsprozeß
kritischer Punkt identifiziert werden. Es zeigte sich, daß die übernommenen
Warn- und Aktionslimits auch für unseren Bereich verwendbar sind.
Weitere Meßserien zur Bestätigung der gefundenen Ergebnisse
müssen erfolgen.
Key Words Arzneimittelgesetz
(AMG) · Good Manufacturing Practice (GMP) · Periphere Blutstammzellen
(PBSC) · Transplantation
*)Teil 1 siehe Pharm. Ind. 64, Nr. 6, S. 601 (2002)
© ECV- Editio Cantor Verlag
(Germany) 2002