Rubrik: Originale
(Treffer aus pharmind, Nr. 03, Seite 508 (2010))
Ziffels S
Rekristallisationsverhalten von teil-amorpher Laktose während und nach der Tablettierung / Ziffels S
Rekristallisationsverhalten von teil-amorpher Laktose während und nach der Tablettierung
Susanne Ziffels1, Eugen Schwarz2, Hartwig Steckel1
1 Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Abteilung für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie, Kiel
2 Meggle Wasserburg GmbH & Co. KG, BG Excipients and Technology, Wasserburg
Korrespondenz: Hartwig Steckel, Abteilung für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie, Gutenbergstr. 76, 24118 Kiel (Germany), e-mail: hsteckel@pharmazie.uni-kiel.de
Die Feststoffeigenschaften von Laktose, die in der pharmazeutischen Industrie als Hilfsstoff weite Anwendung findet, sind von großer Bedeutung für die Verarbeitung und Lagerung von festen oralen Darreichungsformen. Veränderungen in den Feststoffeigenschaften der Laktose, wie beispielsweise die Bildung oder Rekristallisation von amorphen Bereichen, haben einen bedeutsamen Einfluss auf die Zerfallszeit und Bruchfestigkeit von Tabletten. Dabei ist bislang insbesondere die Frage unbeantwortet, inwieweit Laktose durch die beim Verpressen übertragene Energie vom kristallinen in den amorphen Zustand (für kristalline Laktosen) und umgekehrt vom amorphen in den kristallinen Zustand (für teil-kristalline Laktosen) übergeht. Innerhalb der vorliegenden Versuchsreihe wurden daher die Eigenschaften von sechs handelsüblichen Laktose-Qualitäten vor und nach einer Direktverpressung der Pulver untersucht. Hierzu wurden eine Charakterisierung der Laktose-Qualitäten Fast Flo® 316 NF, FlowLac® 90, FlowLac® 100, SuperTab® 11SD sowie SuperTab® 14SD als sprühgetrocknete Handelsprodukte vorgenommen und mit den Eigenschaften von Tablettose® 80 als agglomerierte Qualität verglichen. Dazu wurde zunächst der amorphe Gehalt in allen Laktosepulvern mit isothermer Mikrokalorimetrie detektiert. Im unmittelbaren Anschluss an die Direktverpressung der Pulver bei zwei unterschiedlichen Pressdrücken auf einer Exzenterpresse wurde der amorphe Gehalt in den Tabletten sowie deren Bruchfestigkeit und Zerfallszeit bestimmt. Die Tabletten wurden für 56 Tage bei zwei verschiedenen Lagerungsbedingungen (25 °C, 60 % rF und 40 °C, 75 % rF) eingelagert, und nach 1, 7, 28 und 56 Tagen wurden erneut amorpher Gehalt, Bruchfestigkeit und Zerfallszeit der eingelagerten Tabletten ermittelt. Bei dieser Untersuchung konnten für die sprühgetrockneten Laktose-Qualitäten amorphe Gehalte im Bereich von 1,7 bis 3,0 % ermittelt werden. Nach sieben Tagen Lagerung waren jedoch in allen Tablettenchargen keine amorphen Bereiche mehr nachweisbar. Die Direktverpressung mit den gewählten Pressdrücken führte weder bei den sprühgetrockneten Laktose-Qualitäten noch bei der agglomerierten Laktose-Sorte zu einer Erhöhung des amorphen Gehalts. Während der anschließenden Lagerung der Tabletten stiegen die Werte für Bruchfestigkeit und Zerfallszeit der Tabletten aufgrund der Rekristallisation der amorphen Anteile an. Dabei war der Betrag der Erhöhung jeweils abhängig von der Laktose-Qualität, den initialen Bruchfestigkeitswerten der Tabletten sowie den gewählten Lagerbedingungen. Unabhängig davon konnte das Maximum der Bruchfestigkeit für alle Chargen zwischen dem ersten und siebten Tag der Lagerung ermittelt werden. Dem gegenüber ist das Zerfallsverhalten der untersuchten Laktose-Qualitäten deutlich inhomogener. Während FlowLac 100 Tabletten nach einer Woche Lagerung bei 25 °C, 60 % rF schneller zerfallen als direkt nach Tablettierung, zeigen alle anderen hergestellten Tablettenchargen eine Verlängerung der Zerfallszeit. Auch die bei 40 °C, 75 % rF gelagerten Tabletten zerfallen nach einer Woche langsamer, innerhalb der acht Wochen Lagerung verkürzt sich die Zerfallszeit aber teilweise wieder. Dies ist abhängig von der Laktose-Qualität.
Key words Amorphie • Bruchfestigkeit • Direkttablettierung • Laktose • Mikrokalorimetrie • Rekristallisation
© ECV- Editio
Cantor Verlag (Germany) 2010