Rubrik: Sonderthema
(Treffer aus pharmind, Nr. 02, Seite 219 (2001))
Siebert J
Kriterien der Auswahl von Reinigungs- / Desinfektionsmitteln für Böden und Personal / Siebert J
Kriterien der Auswahl von Reinigungs-/ Desinfektionsmitteln für
Böden und Personal
Jörg Siebert
Schülke & Mayr GmbH, Norderstedt
Der bei der Durchführung einer Desinfektion angestrebte
Erfolg stellt sich nur ein, wenn ein dem Anwendungsbereich angemessenes
Desinfektionsverfahren eingesetzt wird. Bestimmend für den Erfolg sind
das Desinfektionsmittel und seine Wirkstoffe, die Konzentration der Gebrauchslösung,
die zur Anwendung kommende Menge, die Verteilung am Objekt, Einwirkzeit
und -temperatur sowie eventuelle mechanische Einflußgrößen.
Beschrieben und erläutert werden Verfahren zur hygienischen Händedesinfektion
und Flächendesinfektion.
Anforderungen zur Wirksamkeit müssen vom Anwender definiert werden.
Insbesondere ist zu klären, gegen welche Arten von Mikroorganismen
- Bakterien, Pilze, Bakteriensporen, Mykobakterien, Viren - eine Wirkung
benötigt wird. Weiterhin ist festzulegen, bei welchen Einwirkzeiten,
unter welchen Schmutzbelastungen, mit welchen Wirkstoffklassen oder unter
welchen Umgebungseinflüssen die Wirkung erzielt werden soll. Schließlich
können Randbedingungen hinsichtlich Reinigungsvermögen, Materialverträglichkeit
oder Akzeptanz durch das Personal bedeutsam sein.
Als Wirkstoffe sind aus den einzelnen zur Verfügung stehenden Substanzklassen
in aller Regel nur einzelne Vertreter brauchbar. Sterische Eigenschaften,
Dampfdruck, Toxikologie und Verträglichkeit, vor allem aber gute oder
schlechte Wirkung bestimmen den Einsatz.
Bestimmt wird die Wirksamkeit in aller Regel in Standardtestverfahren, in
denen auch pass/fail-Kriterien festgeschrieben sind. Zu diesen
Testverfahren gehören immer Suspensionsversuche. In solchen Versuchen
ist das Wirksamkeitskriterium oft eine Reduktion der Keimzahl um mindestens
5 log10-Stufen ( /\ 99,999 %). Vorteilhaft
ist es, daß im Suspensionsversuch die Einflüsse von Belastung,
Konzentration, Einwirkzeit etc. leicht erfaßt werden können.
Für eine umfassende Bewertung der Wirksamkeit eines Desinfektionsmittels
muß neben den Suspensionsversuchen auch auf die Ergebnisse praxisnaher
Versuche, wie sie insbesondere für die Händedesinfektion vorgestellt
werden, zurückgegriffen werden.
In Deutschland sind entsprechende Testverfahren von wissenschaftlichen Gesellschaften
oder Instituten erarbeitet worden. Insbesondere die DGHM (Deutsche Gesellschaft
für Hygiene und Mikrobiologie) veröffentlicht regelmäßig
eine Liste der geprüften und für wirksam befundenen Desinfektionsmittel.
Mittlerweile wird durch das TC 216 bei CEN (Technisches Komitee 216 der
Europäischen Normierungs-Kommission) an der Erstellung von Euro-Normen
für die verschiedenen Anwendungsbereiche der Desinfektionsmittelverfahren
gearbeitet. Einige Normen sind bereits gültig und zukünftig zur
Wirksamkeitsprüfung einzusetzen.
Die Gefahr einer Resistenzentwicklung gegen Desinfektionsmittel ist nicht
gegeben, da sehr unspezifische Wirkmechanismen greifen. Insofern ist ein
Wechsel zwischen verschiedenen Desinfektionsverfahren nicht notwendig. Zu
warnen ist vor der unkontrollierten Abmischung von Desinfektionsmitteln
mit anderen Komponenten wie Reinigungsmitteln, da eine chemische Inaktivierung
der antimikrobiellen Wirkstoffe vorkommen kann.
Key words Desinfektionsmittel,
Böden, Personal · Hygiene · Reinigungsmittel
© ECV- Editio Cantor Verlag (Germany) 2001